Der Anfang
Seit ein paar Wochen bin Feuer und Flamme fürs Drohnenfliegen und wenn das Wetter und meine Zeit es zulassen verfliege ich so meine 2 Akkus an einem Tag. Das hätte ich mir vor ein paar Monaten nicht vorstellen können, habe mich noch über den hochtrabenden Begriff „Drohnenpiloten“ amüsiert, aber manchmal kommt es einfach anders als man denkt.

Bisher gingen mir Drohnen auf den Keks, weil ich mich immer ungefragt beobachtet gefühlt habe sobald ich das vielstimmige Surren schon hörte, bevor ich die kleinen Brummer sah. Auf der anderen Seite wohnt in mir natürlich noch der kleine Junge, der einen Riesenspaß an Ferngelenktem hat. Aber für die Anschaffung einer Drohne hat es mangels einer Antwort auf die Frage „Welcher Nutzen rechtfertigt die Ausgabe“ bisher nicht gereicht. Aber dicht an einem „Einfach so!“ war ich schon lange, aber der Impuls kam dann im Urlaub.
Auf Sardinien fetzte in mehr als 100m Entfernung abends immer mal eine Drohne übers Meer bis zum Nachbarort und filmte wahrscheinlich die vor dem Ort liegenden Inseln und den Hafen und die Strände. Da hat es „Klick“ gemacht und ich habe noch im Urlaub eine DJI mini 4K bei Amazon bestellt. Ich wusste ja, dass ich 14 Tage zum ausprobieren habe. Und ich HABE ausprobiert! Eine DJI wurde es einfach, weil neben dem guten Platzhirsch-Image der Service und die Kulanzbereitschaft sagenhaft sein soll.
Es ist schon ein Lernprozess, mit 2 Steuerknüppeln zu hantieren, die mehr machen als nur ein Modellauto zu lenken. Fliegen ist halt einfach eine Dimension mehr und während die Theorie schnell verstanden ist stellt eine hektische Situation dann doch eine ganz andere Herausforderung da. Da wurde ich sehr demütig und ging die Fliegerei langsamer und konzentrierter an. Mittlerweile bin ich recht sicher unterwegs, aber die Anfänge waren schon mit vielen Schreckmomenten gespickt. Ich habe die unterschiedlichen Belegungsmodi der Fernbedienung durchprobiert in der Erwartung, dass sich einer davon natürlich anfühlen würde. Wurde aber keiner, und so habe ich mir mein eigenes Setup eingestellt.

Vor dem ersten Flug, noch auf Sardinien, habe ich mir einiges an Videos mit den ganzen Regeln und rechtlichen Rahmenbedingungen angesehen. An dem Thema scheiden sich ja die Geister. Die einen sagen „Ich flieg nicht in Deutschland, weil eh alles verboten ist“ und andere setzen sich damit auseinander und – sagen wir mal – finden ihren Umgang damit. Mittlerweile bin ich sicher: 100% regelkonform fliegt hier keiner.
Letztlich sind die Regeln gar nicht so kompliziert, es sind einfach viele und oft gelten an einem Ort mehrere gleichzeitig. Die einfachste ist übrigens die Erfordernis des VLOS (Visual Line of Sight), die als erstes der Realität zum Opfer fällt. Man soll das Fluggerät stets sehen und die Fluglage einschätzen können, also Zustand, Richtung, Geschwindigkeit etc. und das ist bei vielen der Videos, die im Netz kursieren mehr als unwahrscheinlich, weshalb die meisten Videos sicher im privaten Kreis gehalten werden. Es ist der große Elefant im Raum. Selbstverständlich wird diese Regel gebetsmühlenhaft zitiert aber meiner Einschätzung nach nur von wenigen strikt eingehalten.
Im Betrieb gibt nützliche Helferlein von der Flugsicherung: Die Droniq-App am Handy und Dipul am Rechner. Rhein-Main sieht hier sehr bunt (=verboten) aus, trotzdem gibt es mehr als genug Möglichkeiten, regelkonform zu fliegen. Beispiel:

Ausnahmegenehmigungen für eingeschränkte Orte habe ich bisher nicht beantragt. Bisher ist mir das das Verhältnis von Aufwand zum Nutzen noch zu hoch.
Erste Flüge und Fehler
Kleine Erkenntnisse nach den ersten Wochen: Fehler werden gemacht und das Fluggerät sollte man innerlich schon mal ein Bisschen abschreiben. Meine ersten Flüge wären geprägt von einer gewissen Hektik und Nervosität. Einerseits, weil man sie öffentlich macht und Passanten 1. meine Fehler sehen und 2. vielleicht Regelverstöße bemerken und ggf. jemanden verständigen bevor ich überhaupt verinnerlicht habe, was ich falsch gemacht haben könne. Drum habe ich mir gerade am Anfang stets Sichtgeschützte Orte zum Üben gesucht. Da fiel das Konzentrieren deutlich leichter. Das Fliegen mit nur einem Akku und der damit verbundenen kurzen Flugdauer zum lernen machten mich hektisch, was in dieser Phase kontraproduktiv ist.
Als Fluggebiete habe ich mir u. a. Orte aus meiner Kindheit rausgesucht und mir von oben angesehen. Das ist großartig und bringt viel Freude und tolles Material.

Nachdem klar war, dass das Hobby mir taugt habe ich die mini 4K zurückgeschickt und auf die Fly More Combo aufgestockt. Das war schon viel entspannter. Aber das Einklemmen des iPhone an die Fernbedienung war schon sehr nervig. Also wurde es letztlich eine gebrauchte DJI mini 3 Pro Fly more Combo. Der Vogel brummt ein Bissl leiser und der Wegfall der Fuddelei ist es wert! Zudem ist die Übertragung von Videos und Fotos mit dem Quicktransfer deutlich komfortabler. Und die neue SD-Karte in der Drohne mit 256GB sollte eine Weile ausreichen. Man kann auch eine in die Fernbedienung machen, aber außer dem Aufzeichnen von Screen-Recordings sehe ich keinen Mehrwert. Screen-Recordings sind ganz hilfreich, wenn man sich später noch mal das Bild beim Fliegen gleichzeitig mit den Flugdaten anschauen möchte.
Die Flüge selbst werden mit der Kartenansicht und Flugdaten unlöschbar mitprotokolliert. Quasi der Flugschreiber des kleinen Mannes.
Auf einem meiner ersten Flüge habe ich fast wie erwartet einen Ausflug ins Unterholz gemacht. Hand/Auge/Hirn wollen koordiniert werden. Im Prinzip habe ich die richtigen Maßnahmen im Flug ergriffen, leider gleichzeitig zwei, die sich widersprochen haben. Ich erspare euch die Einzelheiten. Das war ein Schreck, aber so habe ich direkt mal gelernt, wie man Propellerblätter tauscht. Davor hatte ich schon ein paar mal mehr Glück als Verstand.
Ein wilder Wechsel zwischen den Flugmodi (C/N/S) ist gerade zu Beginn nicht ratsam. Gerade im Sport-Modus ist der Flieger sehr schnell und hat entsprechend einen ordentlichen Bremsweg. Physik halt. Ein anderer wilder Wechsel ist gar nicht zu vermeiden, ist aber nicht zu vermeiden: Der zwischen Sichtkontakt und dem Blick aufs Display, um die Aufnahme zu steuern und Flugdaten, insb. Höhe und Entfernung im Blick zu halten. Das ist eine Herausforderung fürs Hirn, zwischen der Beobachter- und der Drohnensicht zu wechsel. Aber man gewöhnt sich dran.
Nachtflug ist ein eigenes Thema. Weil die mini-Serie von DJI die Positionslichter ausschalten kann ist sie m. W. nicht für den Nachtflug zugelassen. Und ohne Video ist ein Nachtflug in meinen Augen sinnlos. Erst die größeren Drohnen haben die permanenten Positionslichter.
Die Community
Es gibt tolle YouTube-Kanäle, die ich gerade zu beginn „verschlungen“ habe. Insbesondere U-Rob (Schwerpunkt Regeln und Technik) und Fränki (Fliegen und tolle Videos) möchte hier empfehlen.
Wilder geht es in Facebook-Gruppen zu. Facebook halt. Aber auch hier gibt es viel zu lernen und man bekommt ein interessantes Bild davon, wie andere es z. B. mit den Regeln halten.
Wie gehts weiter?
Ich bleibe erst mal bei der Mini, allerdings der Pro, wegen dem Mehr an Video-Möglichkeiten und der Hinderniserkennung. Zum Festigen meiner Routine beim fliegen. Später wird es vielleicht die Air 3, die ich dank der bestandenen Prüfung mir ihren unter 900g fliegen darf. Allerdings muss ich dann meine eID hinterlegen und es ist mir der letzten Anonymität beim Flug vorbei. Zwar kann meine C0-Drohne und ich als Bediener geortet werden, aber die Connex zu meiner Identität ist bisher nicht für Behörden ohne weiteres zugänglich. Vor diesem Schritt habe ich aber noch richtig Respekt, weil die größere Drohne im Fall (sic) deutlich mehr Schaden als die Mini anrichten kann.