Personal Privacy Policy

Wer sich im Social Web bewegt hat eine persönliche Privacy Policy. Eine mehr oder weniger bewusst getroffene Wahl, welche Informationen in welchem Detailierungsgrad auf Social Media Plattformen geteilt werden. Man hat sie einfach, wie im Alltag eben auch. Der eine ist von Haus aus mit einer gesunden Einschätzung ausgestattet, welche Dinge (oft wildfremde) Menschen etwas angehen und welche nicht. Sie wissen um mögliche Konsequenzen ihre Veröffentlichungen und überlegen vor dem Klicken des Post-/Tweet-/Teilen-Buttons nochmal für einen kleinen Moment, ob dieser Klick mit der o. g. Einschätzung harmoniert. So ausgestattet ist man natürlich noch immer nicht vor den Schrägheiten des Internets und deren Benutzer gefeit, aber zumindest die durch einen selbst erzeugten Fettnäpfchen und Stolperfallen werden so minimiert.

Wer sich seiner eigenen Privacy Policy nicht bewusst ist, dem seien hier ein paar Kategorien genannt, für die man sich zumindest grob sein Urteil bilden und die Konsequenzen daraus ziehen sollte. Um die Positionsbestimmung in diesen Kategorien zu erleichtern habe ich jeweils drei Ausprägungen vorgeschlagen aus denen man sich seine persönliche aussuchen und verfeinern kann.

Gesundheit

a) Das ist Privatsache und geht keinen etwas an.
b) Wenn es mich mal richtig auf die Nase legt oder ich mir ein Bein breche kann ich ruhig mal ein Wort darüber verlieren.
c) Ich gebe bei jeder unerwarteten Befindlichkeitsänderung eine Meldung heraus, damit keine dieser wertvollen Informationen verloren geht. Das bin ich meinem Umfeld schließlich schuldig! Ausserdem gebe ich den Krankenkassen, die sich im Jahre 2040 ihre Kunden handverlesen selbst zusammenstellen und tariffieren können offen und ehrlich die Historie meines körperlichen Verfalls zur Verfügung, damit ich eine faire Beitragshöhe bekomme.

Arbeit

a) Meine Arbeit geht keinen etwas an, ich veröffentliche nur Privates.
b) Die Leute wissen eh für wen ich arbeite und solange es nichts Geheimes, Falsches oder Geschäftsschädigendes ist kann ich hier und da ein Wort darüber verlieren.
c) Ich twittere über jeden einzelnen Geschäftsvorfall weil mein Job so spannend ist und gebe mit all meinen sagenhaften Kunden an. Ausserdem erleichtert mir das später das Ausfüllen meines Stundenzettels, weil meine Posting-Frequenz ausreichend hoch ist um als solide Abrechnungsgrundlage zu dienen. Und einen Lebenslauf brauche ich auch nie wieder.

Beziehung

a) Meine Beziehung ist Privatsache, das geht nur mein direktes Umfeld etwas an.
b) Wenn es Highlights gibt kann ich meine Online-Kontakte durchaus daran teilhaben lassen. Es muss ja nicht bebildert und detailliert sein.
c) Es ist unverzichtbar, jedes Detail auch wenn es uninteressant erscheint in meine Timeline zu schreiben. Schließlich unterhält das meine Leser und ich gebe ihnen die Möglichkeit durch kluge Kommentare positiv auf meine Beziehung Einfluss zu nehmen. Und meinem Partner erspare ich es, diese Details selbst in mühsamer Kleinstarbeit zu veröffentlichen. Und vielleicht kann ich ihn eines Tages mit dieser lückelosen Timeline überraschen. Eine Win-Win-Situation, Yay!

Kinder und Familie

a) Familiäres geht nur mein direktes Umfeld etwas an
b) Wenn es Highlights gibt kann ich meine Online-Kontakte durchaus daran teilhaben lassen. Es muss ja nicht bebildert und detailliert sein.
c) Ich poste fast nur Inhalte meine Kinder und Familie betreffend, so dass ich ihnen für ihr späteres Leben schon den Grundstock für ihren sicherlich angestrebten vollständigen Lifestream gelegt habe. Ausserdem ersparen sie sich auf diese Weise die lästige Fragerei, WARUM sie denn so sind wie sie sind weil ohnehin alles im Internet nachzulesen ist – inklusive Bildern und Videos!

Update: Aufenthaltsort*

a) Es geht niemanden etwas an wo ich gerade bin.
b) Zumindest wenn ich in einer anderen Stadt bin kann ich das ja mal kund tun.
c) Es ist unverzichtbar jede Änderung meines Standorts automatisiert und so genau es GPS und WLAN-Ortung nur eben zulässt zu veröffentlichen. Neben der enormen Erleichterung meiner Reisekostenabrechnung erspare ich mir jeglichen Anruf oder Kundgabe meines Standorts sollte ich mal wieder zu einem Termin oder einem Date zu spät kommen. Und wenn mir wirklich jemand etwas Böses will entfällt das lästige Katz-und-Maus-Spiel. Win-Win again!

Fazit

Stimmt, die Variante C) ist in allen Kategorien arg überdreht. Immer wieder sieht man jedoch User, die hart an der c)-Variante dran sind. Dann sitzt man kopfschüttelnd vorm Display und fragt sich, was einen Menschen dazu bringt, sich so zu entblößen. Kurzum: Ich halte es für eine absolute Pflichtaufgabe, sich über seine persönliche Privacy Policy einmal Gedanken zu machen und auch nach ihr zu handeln. Klar kann es immer begründete Ausnahmen geben und phasenweise verschieben sich die Grenzen. Eine klare Linie sollte man aber haben. Dabei geht es nur zum Teil um seine eigene vielbeschworene Online Reputation – schlimmstenfalls zieht man andere mit in eine unangenehme Situation und das muss vermieden werden. Äh, und nein, das Bild hat nicht das Geringste mit dem Thema zu tun, aber ich fand das Motiv so nett.

*Dank an @_jk für die Anregung, die Kategorie ‚Aufenthaltsort‘ noch dazu zu nehmen.

Schreibe einen Kommentar